. | ...Im Übrigen... | |
. | 07.08.2000
Sagen wir es, wie es ist: |
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"Wenn es wahr wäre, dass Armut , Arbeitslosigkeit und soziale Deprivation gleichsam automatisch Xenophobe und Neonazis hervorbringen, dann müssten zwei Drittel der Menschheit sich als solche bekennen. Im Übrigen können die Anwälte jener Thesen nicht erklären, warum es in allen Wohlstandsländern eine grosse Zahl, ja eine Mehrheit von Menschen gibt, die in Umständen extremer sozialer Misere aufgewachsen und dennoch nicht zu Gewalttätern und fanatischen Auslandshassern geworden sind. Sie können erst recht die Tatsache nicht erklären, dass viele der neuen Barbaren aus bürgerlichen Familien stammen, gut bezahlte Jobs innehaben, sich am Wochenende in blutrünstige Schläger verwandeln und am Montag wieder brav zur Arbeit gehen."
"Wenn Menschen, weil sie "undeutsch" sind oder so aussehen, ihres Lebens nicht mehr sicher sind, steht das absolute Minimum einer demokratischen Gesellschaft auf dem Spiel. Alles kommt darauf an, dass beide, der Staat und die zivile Gesellschaft, ihre Kräfte mobilisieren, um solche existenzbedrohenden Anschläge auf die Gemeinschaft abzuwehren. Erst danach, wenn die Gewalttäter in Gewahrsam sind, soll man den Kopf darüber zerbrechen, dass es sich um fehlgeleitete Kinder handelt, dass sie womöglich ganz andere Feinde meinen, dass Jugendgefängnisse sich bisher nicht als der geeignete Ort für eine Resozialisierung erwiesen haben." Peter Schneider, Schriftsteller und Publizist, in "Die Zeit" Nr. 32 vom 03.08.00 Als die angetrunkenen und nazistische Lieder und Parolen grölenden drei jungen Männer am 11. Juni im Dessauer Stadtpark auf den 39-jährigen Mosambikaner Alberto Adriano trafen und ihn mit rassistischen Parolen anpöbelten, habe der versucht, die Angreifer zu beschwichtigen: Er lebe schon lange hier , arbeite hier und habe drei Kinder. Es half ihm nichts. Sie schlugen ihn zu Boden und traten ihn mit voller Wucht mit ihren Springerstiefeln gegen den Kopf. Als ihr Opfer sich nicht mehr bewegte, zogen sie ihm Hemd, Hose und Unterhose aus, hängten die Kleidungsstücke über verschiedene Büsche, kehrten dann zu Adriano zurück und traten und schlugen weiter auf den wehrlosen Mann ein. Anwohner und ein vorbeifahrender Autofahrer alarmierten die Polizei, die drei Schläger wurden noch am Tatort festgenommen. Drei Tage danach starb Andriano an den Folgen der durch Schläge und Fußtritte erlittenen schweren Verletzungen. Er hinterließ eine Frau und drei kleine Kinder. Zehn Wochen nach der Tat begann vor dem Oberlandesgericht Naumburg in Halle der Prozeß gegen die drei Angeklagten Christian R. (16), Enrico H. (24) und Frank M. (16). Die vom Bundesanwalt Joachim Lampe vertretene Anklage lautet auf Mord aus niedrigen Beweggründen. Als die Anklage vorgetragen wurde, reagierten die drei Neonazis ohne Reue, ungerührt und teilweise sogar grinsend. Das Gericht nahm Rücksicht darauf, dass zwei der Täter Jugendliche sind und schloss die Öffentlichkeit vom Verfahren aus. Der Vorsitzende Richter Albrecht Henning begründete die Fortsetzung des Prozesses hinter verschlossenen Türen mit dem besonderen Schutz für Jugendliche. Quelle:
SZ v. 23.08.2000
Während
Experten, Komitees und Medien für die Zeit nach der Wende bis zu 110
Todesopfer rechter Gewalt zählen, weist die einzige Statistik die
Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt herausgeben, nur 22 Tötungsdelikte
rechtsextremer Gewalt aus. Jene Opfer, die etwa bei einer Brandstiftung
in einem Asylbewerberheim verbrennen, werden von den Statistikern der beiden
Behörden nicht berücksichtigt: Sie zählen nur vorsätzlich
getötete oder ermordete Opfer. Bei der Frage, ob ein rechtsextremes
Tatmotiv vorliegt, streiten sich häufig Landes- und Bundesbehörden,
aber auch Verfassungsschützer mit anderen Institutionen. "Wenn ein
Richter sagt: Das ist kein Rechtsextremismus, dann müssen wir das
hinnehmen", sagt Verfassungsschutz-Sprecher Hans-Gert Lange.
Quelle: Die Woche 11.08.2000
Diffuse
politische Einstellung? In Guben sind die politischen Rädelsführer
der Hetzjagd wieder aktiv. Drei der Jugendlichen hatten sich in der Silvesternacht
wieder an Krawallen beteiligt. Sie sind unter der Reichskriegsflagge durch
Guben marschiert. Während des laufenden Gerichtsverfahrens schänden
zwei der angeklagten Skinheads den öffentlichen Gedenkstein für
den 28-jährigen Algerier. [ mehr...
]
Quelle:
Monitor vom 10.08.2000, SZ vom 26.08.2000
"Deutschland soll deutsch bleiben!" Der
Berliner CDU-Fraktionschef sprach von Ausländern, die 'bettelnd, betrügend,
ja auch Messer stechend durch die Straßen ziehen, festgenommen werden
und nur, weil sie das Wort Asyl rufen, dem Steuerzahler in einem siebenjährigen
Verfahren auf der Tasche liegen. (Heribert Prantl in der SZ vom 21.08.2000)
Beim
Versuch, rechtsextremer Gesinnung beizukommen, dürfe man sich nicht
allein mit Jugendlichen befassen: auch "Erwachsenenarbeit" sei gefragt.
Denn am stärksten verbreitet seien ultrarechte Einstellungen bei den
Menschen über 55 Jahren, hebt der Sozialwissenschaftler Oskar Niedermayer
von der Freien Universität Berlin hervor. Zwar seien die Jungen eher
zur Gewalt bereit, doch erhielten sie Unterstützung von einer "überraschend
und erschreckend großen Gruppe von älteren Leuten". Bedenklich
viele Menschen stimmten dem Satz "Anschläge auf Asylbewerberheime
kann ich gut verstehen" zu. (Quelle: FR v. 12.08.2000)
Die
Ablehnung von Ausländern durch Deutsche resultiere auch daraus, dass
der "Nationalstaat" wegen des Aufbaus der Europäischen Union mehr
und mehr abgebaut werde, teilte der hessische Ministerpräsident der
FAZ mit. Der Nationalstaat aber biete "Identität und Geborgenheit".
(Quelle: SZ v. 11.08.2000)
"Deutschland
soll deutsch bleiben", so der Titel eines neuen Buches von Heinrich Lummer,
dem früheren Innensenator von Berlin. Das Buch erscheint in Folgen
im Internet auf den Web-sites der Frankfurter Internet Zeitung (FIZ). Lummer
protestiert in der FIZ dagegen, dass die Bevölkerung "nun ohne Ende
mit Lichterketten, Schämorgien und öffentlich-rechtlicher Volkspädagogik
unter dem Motto 'Seid nett zu Ausländern' strapaziert wird". Lummers
Appell: "Selbstbewahrung und Selbstbehauptung gibt es nur, wenn es das
Volk und die Nation gibt." (Quelle: FR v. 16.08.2000)
"Mit
großer Sorge beobachten wir die Unterwanderung des deutschen Volkes
durch Zuzug von Millionen von Ausländern und ihren Familien, die Überfremdung
unserer Sprache, unserer Kultur und unseres Volkstums.(...)
"Wir
haben nicht zu viele Asylbewerber, sondern zu viele, die unbegründet
Asyl beantragen. Wir müssen das Thema Asyl anders angehen (...) Wir
müssen die Asylverfahren beschleunigen und abgelehnte Asylbewerber
schneller abschieben. Dann versteht die Bevölkerung, dass ein starker
Staat ihre Interessen wahrnimmt. Wir müssen gleichzeitig über
die Einschränkung des Asylrechts und Einwanderung diskutieren."
"Schon
in der Vergangenheit lernten die Rechtsextremen, dass man nur heftig genug
zuschlagen muss, um die offiziöse Politik zu Reaktionen zu bewegen,
die letztendlich als eigene Erfolge verbucht werden können: Erst fackelte
man Asylheime ab, dann 'wachte die Politik auf' und fackelte das Asylrecht
ab, dessen Reste nun zur Disposition gestellt werden sollen." (Tyll Schönemann
in "Die Woche" vom 18.08.2000)
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