"Abscheuliches Maß an
Verrohung"
Skinheads versuchten
in München einen
Griechen zu töten
In der Nacht auf
Samstag schlugen Skinheads einen 31-jährigen Griechen in
München zu Boden, traten ihm mit Stiefeln ins Gesicht und
sprangen ihm auf den Kopf. Herbeieilende Türken halfen dem Opfer.
Einige der Täter haben Kontakte zu Neonazi-Organisationen im
Umfeld der NPD.
Di. 16.01.01 - Nach einem brutalen Überfall auf einen
31-jährigen Griechen in München hat die Staatsanwaltschaft
gegen acht Skinheads Haftbefehle beantragt. Gegen eine 17-jährige
Frau aus dem Sauerland und ihren 19-jährigen flüchtigen Freund
wird wegen versuchten Mordes mit rassistischem Motiv ermittelt. Sechs
weiteren Personen wirft die Staatsanwaltschaft Mittäterschaft
vor. Der angegriffene Grieche wurde kurz nach der Tat mit einer
gebrochenen Nase, Schürfwunden und schweren Prellungen in ein
Krankenhaus gebracht, ist aber nicht in Lebensgefahr.
Die Gewalttat geschah in der Nacht auf Samstag. Etwa 60 Skinheads
hatten sich in einer Gaststätte zu einer Geburtstagsfeier
versammelt. Wenige Minuten nach ein Uhr stand die 17-jährige
Maria-Anna von P. auf der Straße und hielt einen 31-jährigen
griechischen Passanten an, der zur U-Bahn wollte. Sie beschimpfte den
Griechen. Da dieser sich das Verhalten verbat, schlug sie ihm ins
Gesicht. Anschließend stürmten fünf bis zehn Skinheads
aus dem Lokal und schlugen ihn zu Boden. Dann traten sie ihm mit ihren
Stiefeln ins Gesicht, sprangen ihm auf den Kopf und brüllten "Der
Kanake soll nicht überleben."
Zwei Türken, die zufällig durch die Zenettistraße
gingen, wollten dem Angegriffenen helfen. Sie liefen in ein nahe
gelegenes türkisches Lokal, wo sie Hilfe holten. Etwa zehn
Männer rannten von dort auf die Straße, um die Skinheads zu
stoppen. Die Skinheads holten sich ebenfalls Unterstützung aus
ihrer Gaststätte, sodass es zu Handgemenge kam. Dabei warfen die
Rechtsradikalen mit Flaschen und Stangen; die Türken zogen sich
schnell wieder in die Taverne zurück. Einer der Türken fiel
den Rechtsradikalen in die Hände und wurde am Kopf und an den
Händen verletzt.
Nachdem die von Anwohnern alarmierte Polizei eintraf, rannten die
Skinheads zurück und versuchten, das Lokal zu verbarrikadieren.
Als dies scheiterte, flüchteten sie durch einen Hinterausgang.
Der Polizei gelang es, 15 Skinheads zu ergreifen; 3 weitere wurden bei
der Fahndung am Wochenende festgenommen. Sieben Festgenommene stammen
aus München, neun aus dem Umland und dem restlichen Bayern, 2 aus
dem Sauerland. Der 19-jährige Haupttäter ist noch auf der
Flucht. Ein Viertel der Festgenommenen ist der Polizei wegen
rechtsradikaler Delikte bekannt; nach ihren eigenen Aussagen hatten
sie sich zum Teil bei einer NPD-Demo am 30. September 2000 in
München kennen gelernt. Nach Angaben von Bernd Kohl, dem Leiter des
Staatsschutz-Dezernats der Polizei, haben einige von ihnen Kontakte zu
Neonazi-Organisationen im Umfeld der NPD. Keiner der Festgenommenen
sei arbeitslos; der Altersdurchschnitt sei für Mitglieder der
Skinhead-Szene relativ hoch. Unter den 18 Festgenommenen sind vier
Frauen; die 17-Jährige Maria-Anana von P., der die
Staatsanwaltschaft den Mordversuch vorwirft, stammt aus der großen
Familie derer zu Papen, deren Vertreter Franz von Papen, als
deutschnationaler Reichskanzler und Steigbügelhalter Hitlers in
die Geschichtsbücher einging.
Immer mehr rechtsradikale "Hasslisten" im Internet
Die Zahl der Internet-Angebote mit rechtsextremistischem Inhalt hat
nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes explosionsartig
zugenommen. 1999 zählten die Behörden 330 deutschsprachige
Nazi-Homepages; Ende vergangenen Jahres waren es bereits 800. Dies
berichtete der Präsident des baden- württembergischen
Landesamtes für Verfassungsschutz ( http://www.baden-wuerttemberg.de/
verfassungsschutz/ ), Helmut Rannacher, auf einer
Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll ( http://www.ev-akademie-boll.de/tagungen/010152.htm).
Rund 90 Prozent der rechtsradikalen Internet-Angebote würden
über US-amerikanische Provider verfügbar gemacht,
zitiert die Akademie den Verfassungsschutz-Präsidenten.
Damit seien Zugriffe der Sicherheitsbehörden "im
Prinzip kaum mehr möglich".
Aktuell sei "ein Zuwachs so genannter Hass-Listen" festzustellen, auf
denen persönliche Daten mit "zumindest zweideutigen
Aufforderungen" zur Gewaltanwendung wiedergegeben
würden, sagte Rannacher.
(Quellen: sz, az, ap, heise)
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